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Herr Kretschmann und der Pferdeeinsatz im Wald

Liebe Freunde des Waldes, wie heißt es immer so schön: “An Ihren Taten sollt Ihr sie messen”, hier deshalb die Pressemitteilung der Interessengemeinschaft Zugpferde e.V., IGZ, zum Pferdeeinsatz im Wald vom 18. Februar 2011, also bevor die grün-rote Landesregierung ihre Arbeit aufgenommen hat, beurteilt selbst, inwieweit Absichtserklärungen Taten gefolgt sind, wir bleiben dran:

Grüne in Baden-Württemberg für Pferdeeinsatz im Wald !

Auf die Frage, warum der Einsatz von Rückepferden im Wald in Baden-Württemberg nicht gefördert werde, antwortete Winfried Kretschmann, Spitzenkandidat von Bündnis 90/Die Grünen bei der kommenden Landtagswahl:

„Weil die schwarz-gelbe Landesregierung dies nicht will. Im Gegenteil, die vom damaligen Minister Peter Hauk in Auftrag gegebenen Gutachten zur Forstreform haben gezeigt, dass die CDU auf eine noch stärkere Mechanisierung und mehr Einsatz von Großmaschinen im Wald setzt.“

Weiter sagte Kretschmann, „Sollten die Grünen in Baden-Württemberg an die Regierung kommen, werden wir … sehr wohlwollend prüfen, ob und wie wir die Arbeit mit Pferden in Baden-Württemberg … befördern können.“

Daher trifft es sich gut, dass die IGZ bereits in zweiter Auflage eine Adressenliste mit über 100 Forstwirtschaftsbetrieben vorweisen kann, die den Einsatz von Pferden in der Forstwirtschaft anbieten. Im gerade beschlossenen Rahmenplan 2011 der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) ist die Förderung des Pferdeeinsatzes im Wald weiter enthalten. Dieser muss durch entsprechende Regelungen in den Bundesländern umgesetzt werden. Kretschmann verwies darauf, dass dies in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Saarland und Thüringen bereits geschehen und die Förderung des Pferdeeinsatzes dort Praxis sei.

 Der Pferdeeinsatz im Wald ist dem Maschineneinsatz nicht nur in ökologischer Hinsicht deutlich überlegen, sondern in vielen Bereichen auch wirtschaftlicher. Das haben zahlreiche Untersuchungen der vergangenen Jahre bewiesen. Würde zudem das Verursacherprinzip auch in der Forstwirtschaft konsequent angewandt und die massiven Umweltschäden durch die heute üblichen Forstmaschinen den Verursachern in Rechnung gestellt, wäre der Einsatz von Harvester und Forwarder unbezahlbar.
„Wir müssen uns entscheiden: Wollen wir langfristig stabile Wälder und eine Bewirtschaftung, die die Bezeichnung „nachhaltig“ wirklich verdient, so führt im Wald kein Weg am Arbeitspferd vorbei“, so Peter Herold, Leiter der Bundesgeschäftsstelle der IGZ. „Nur die intelligente Verzahnung von Pferden im Bestand, einem Mindestabstand der Rückegassen von 40 m und moderner, angepasster Maschinentechnik auf den Gassen ist in der Lage, die langfristige und nachhaltige Nutzungsfähigkeit unserer Wälder zu garantieren“, so Herold weiter.

 Bleibt zu hoffen, dass der Pferdeeinsatz im Wald nach der Landtagswahl in Baden-Württemberg nach Kräften gefördert wird. Die IGZ hat Herrn Kretschmann jedenfalls klar signalisiert, dass sie bereitsteht, ihren Sachverstand einzubringen und gemeinsam mit der zukünftigen Landesregierung ein wegweisendes Förderprogramm für den Pferdeeinsatz im Wald zu entwickeln.

 Interessengemeinschaft Zugpferde e.V.
– Bundesgeschäftsstelle –

 Internet: http://www.ig-zugpferde.de

In eigener Sache!

Liebe Leser von “Waldkritik”, heute hat uns die Mail von Herrn Walter Trefz erreicht, über die wir uns sehr gefreut haben und sie deshalb im Folgenden hier veröffentlichen möchten:

Sehr geehrter Herr Kunz, sehr geehrter Herr Luther
herzlichen Glückwunsch und ein herzliches Danke zur neuen Webseite.
Ich nehme an es ist in ihrem Sinn, wenn sie an "Waldläufer" weitergegeben
wird. Dies kann man im Anschreiben noch vermerken.
Einen guten Start wünscht    Walter Trefz

Antwort von Götz Graf Bülow von Dennewitz

Liebe Freunde des Waldes, die nachfolgende Antwort von Götz Graf Bülow von Dennewitz vom 14.Juli 2014 auf seinen ausführlichen Brief vom 3.Juli 2014 (den Ihr auch in den Beiträgen finden könnt) hat mir Harald Kunz zugeschickt. Ich möchte diese Antwort gerne hier veröffentlichen, weil sie einmal mehr zeigt, in welcher Art man mit ernsthaften Sorgen der Bürger umgeht. Obwohl Graf Bülow mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sehr genau weiß, was schweres Erntegerät mit dem Waldboden anstellt und wie der Boden durch die Verdichtung nachhaltig geschädigt wird, werden hier zwei Bilder als Antwort geschickt, die suggerieren sollen: “Freunde macht Euch doch keine Sorgen, nach einem halben Jahr ist alles wieder prima in Ordnung”.

Diese Antwort erinnert mich an das Niveau, wie seit Jahrzehnten mit der Gefahr, die von Atomkraftwerken ausgeht und den Sorgen von Bürgern umgegangen wird, nach dem Motto: “Freunde macht Euch doch keine Sorgen, wir kochen das Atom einfach ab”.

Die Zeiten der obrigkeitsstaatlichen Bastapolitik sollte eigentlich zuende sein und man sollte den Sorgen der Bürger nicht mit offensichtlicher “Veralberung” begegnen.

Hier nun die beiden Antwortbilder samt Antwortschreiben von Graf Bülow, damit Ihr selbst beurteilen könnt, was ich meine:

Neue Brücke 3 Nov. 2013Neue Brücke 2 Juli 2014Sehr geehrter Herr Kunz,

anbei einige Bilder von den zerstörten Talwiesen an der neuen Brücke.

Viele Grüße
Graf Bülow

Warum der Name “Waldkritik” ?

Der Begriff “Kritik” ist in unseren “Macherzeiten” etwas in Verruf geraten, obwohl er besonders seit der Aufklärung im 18. Jh. eine wunderbare Methode bezeichnet, eine Situation möglichst realistisch, nach den Kriterien der Vernunft, zu beurteilen. Die Methode der Kritik ist deshalb so erfolgreich, weil sie bei der Beurteilung eines Sachverhalts auch das jeweilige Vorverständnis mitbedenkt, also die Bedingungen, unter denen mein Beurteilen stattfindet.

Die Kritik eines Försters zum Beispiel, die er am Zustand und den Bedingungen unter denen der Wald wächst, äußert, muß zwangsläufig eine ganz andere sein, als bei einer Familie, die es einfach wertfrei liebt, am Wochenende im Wald wandern zu gehen und auch ein ökoradikaler Naturschützer wird eine ganz andere Kritik üben, als die beiden erstgenannten Gruppen.

Wir würden uns freuen, wenn alle Interessengruppen, die Fachleute UND die absoluten Laien (die einfach nur waldbegeistert sind) sich an diesem runden Tisch miteinander austauschen würden.

Der Wald bedeutet für mich immer Schönheit und Mahnung zugleich und Kritik ist für mich bewahrend und verändernd zugleich. Kritik ist meiner Meinung nach auch dann berechtigt, wenn Sie gleichzeitig und zunächst KEINE ALTERNATIVEN Lösungen anbieten kann.

Ohne Kritik kann man die Probleme nicht sehen, bzw. adäquat beurteilen und oft kann man das Problem der einen Interessengruppe nicht mit dem Problem einer anderen Interessengruppe einfach verrechnen, beide Themen stehen nebeneinander und es geht darum, gemeinsame Lösungen zu suchen, ohne die Probleme des jeweilig anderen als nicht existent wegzuerklären!

Der Name “Waldkritik” bedeutet letztlich die “Kunst der Waldbeurteilung”! Diese Kunst ist sehr komplex und bedarf vieler Meinungen auf die man auch dann Rücksicht nehmen sollte, wenn es innerlich schwerfällt oder wenn man die Person, Partei, Institution etc. partout nicht ausstehen kann oder an deren Geisteshaltung, Einstellung und Aussagen heftig Anstoß nimmt.

Mehr möchte ich an dieser Stelle gar nicht sagen, ich wünsche allen einen regen und konstruktiven Austausch von Meinungen an diesem runden Tisch.

Möge es dem Wald helfen, denn wenn es ihm hilft, hilft es auch uns anderen fühlenden Lebewesen!

Pflichtlektüre für die Landwirtschaftsminister

David R. Montgomery: “Dreck”, oekom-Verlag, München 2010, 347 Seiten

Staub statt Ertrag: Feldarbeit bei Brandenburg/Havel.
Staub statt Ertrag: Feldarbeit bei Brandenburg/Havel. (AP)

Aufgerissen, erodiert und ausgelaugt: Durch hemmungslose Ausbeutung schwinden weltweit wertvolle Bodenschichten, Hungersnöte und Kriege könnten die Folge sein, warnt der Geologe David Montgomery. Helfen könne nur noch ein Umstieg auf ökologische Landwirtschaft.

Die Hiobsbotschaften reißen nicht ab: Erderwärmung, Zerstörung der Urwälder, Wassernot und Artensterben. Jetzt steht die nächste Katastrophe ins Welthaus. Diesmal geht um nicht mehr und nicht weniger als die Grundlage unserer Ernährung, und das ist der Boden, auf dem wir stehen. Ohne fruchtbare Böden gibt es kein Obst, kein Gemüse, keine Ackerfrüchte, kein Viehfutter. Nur eine bis zu einem Meter dünne Schicht sichert die Ernährung der Menschheit. Und eben dieser nährstoffreiche Oberboden schwindet weltweit rapide.

Ist er erst einmal verloren, dauert es Ewigkeiten, bis er sich wieder neu gebildet hat. Ein bis zwei Zentimeter pro Jahrhundert wächst ein nährstoffreicher Boden dank Regenwürmern und zahlreichen anderen Bodenorganismen, die Stickstoff, Kalium und Phosphor freisetzen, also jene Nährstoffe, die Pflanzen zum Wachsen brauchen.

Die wundersame Welt der Bodenflora und -fauna, der Bakterien und Pilze ist leider nicht das Thema von “Dreck”. Dafür konzentriert sich David Montgomery auf die Geschichte der Bodenerosion, die mit dem Ackerbau und der Viehwirtschaft einsetzt. Anhand von historischen Bodenprofilen versucht der Geologe nachzuweisen, dass die großen Imperien der Vergangenheit nicht zuletzt an ihrem verantwortungslosen Umgang mit dem Boden zugrunde gegangen sind.

Seine These: Mit dem Aufstieg der Kulturen wuchs die Bevölkerung – und damit auch der Nahrungsmittelbedarf. Die fruchtbaren Böden waren ohne ausreichenden Düngernachschub binnen weniger Generationen ausgelaugt. Vom Pflug aufgerissen, trugen Regen und Wind zentnerweise Erde fort. Die Ernteerträge gingen drastisch zurück. Nicht zuletzt deswegen unterwarf man fremde Völker: um sich deren Ernten einzuverleiben. Das Römische Reich etwa lebte, nachdem die italienischen Böden massiv degradiert waren, von Getreideeinfuhren aus Ägypten. Selbst viele für ihren angeblich schonenden Umgang mit der Natur gepriesene Urvölker beuteten ihre Böden hemmungslos aus und gingen unter.

Doch auch die Neuzeit scheint nichts dazugelernt zu haben. Zwar haben Kunstdünger und Pflanzenschutzmittel Mitte des letzten Jahr-hunderts zu einer massiven Steigerung der Erträge pro Hektar ge-führt, aber die industrialisierte Landwirtschaft hat, so der Autor, zugleich den Humusabbau beschleunigt, mit Pestiziden und Kunstdünger zahllose Bodenorganismen getötet und die Böden erschöpft. Ohne Kunstdünger tragen sie kaum mehr Früchte. Kunstdünger basiert aber auf Erdöl, und dessen Zeitalter geht zu Ende.

Seine Thesen belegt Montgomery an zahlreichen Beispielen von der Antike bis zur Neuzeit. Seine Fakten präsentiert er klar und deutlich. Er plädiert für einen Umstieg auf eine ökologische Landwirtschaft, die statt zu pflügen die Böden nur noch eggt, Pflanzenreste und Tierdung ausbringt, stickstoffbindende Zwischenfrüchte aussät. Die Ernteerträge entsprechen durchaus denen der konventionellen Landwirtschaft.

Eindringlich warnt der Geologe davor, so weiterzumachen wie bisher. Sind die Böden erst einmal degradiert oder verloren, kann sie auf absehbare Zeit nichts mehr zurückbringen. Hungersnöte, der Kollaps ganzer Gesellschaften, Kriege könnten die Folge sein. Ein Buch, das in die Hand eines jeden Landwirtschaftsministers gehört.

Besprochen von Johannes Kaiser

David R. Montgomery: Dreck. Warum unsere Zivilisation den Boden unter den Füßen verliert
Aus dem Englischen von Eva Walter
oekom-Verlag, München 2010
347 Seiten, 24,90 Euro

Quelle: http://www.deutschlandradiokultur.de/pflichtlektuere-fuer-die-landwirtschaftsminister.950.de.html?dram:article_id=139270