Anläßlich eines Antrags zum “Bodenschutz im Forst” (Hier kann der Antrag und die Stellungnahme direkt aufgerufen werden) des Landtagsabgeordneten Dr. Bernd Murschel und der Stellungnahme des Ministeriums für ländlichen Raum und Verbraucherschutz, vertreten durch Minister Bonde, hat die Initiative Waldkritik einen offenen Brief verfaßt, den wir hier veröffentlichen:
OFFENER BRIEF DER INITIATIVE WALDKRITIK
An den Minister für ländlichen Raum und
Verbraucherschutz Baden-Württemberg
Herrn Alexander Bonde
Postfach 10 34 44
70029 STUTTGART Rottenburg, am 10. Juni 2015
Antrag der Abg. Dr. Bernd Murschel u.a. GRÜNE
-Bodenschutz im Forst
-Drucksache 15/6880
Ihre Stellungnahme vom 2. Juni 2015
Sehr geehrter Herr Minister Bonde,
in Ihrem Schreiben vom 2. Juni 2015 bewerten Sie die Holzbringung im Schönbuch als den Anforderungen gerecht werdend. Eine Evaluierung des Rückegassenkonzept sei vorgesehen, Forst BW fände sich auf dem richtigen Weg, dies sei unteranderem daran messbar, dass die Anforderungen der Zertifizierungssysteme hinreichend berücksichtigt würden, dass AGB-F und die Qualitätsanforderungen eingehalten werden müssten, dass beim FSC-Überwachungsaudit 2014 in Bezug auf den Bodenschutz keinerlei Abweichungen festgestellt wurden. Es genüge Rückegassen skizzenhaft zu erfassen, zu markieren, deren Funktionsfähigkeit sei sicher zu stellen um weitere Schäden vermeiden. 85-90 Prozent der Waldfläche seien von Befahrung geschützt.
Nach unseren Beobachtungen liegt der Prozentsatz der unbefahrenen Flächen wesentlich niederer als die von Ihnen angestrebte Zahl von 85 bis 90 Prozent. Sie dürfte in einigen Bereichen bei 70 Prozent liegen. Besonders problematisch ist die systematische Erschließung jener Standorte, die für eine Befahrung absolut ungeeignet sind. Um Übersicht über Umfang und Art der Schäden gewinnen zu können, wäre eine Schadenserhebung im Rahmen der Betriebsinventuren zur Forsteinrichtung sinnvoll.
Bei vielen Gassen ist technische Befahrbarkeit nicht mehr gegeben. In Folge davon wird (kurzfristig) neben der Gasse gefahren. Spurrinnen werden zugeschoben und mittelfristig mit Schotter aufgefüllt.
Unsere besondere Aufmerksamkeit gilt dem Waldgebiet des Schönbuchs. Landschaft, Lebensraum und Natur sind durch umfangreiche Verdichtungsprozesse und Nutzungsvorgängen zunehmend stärkeren Belastungen ausgesetzt. Die Einflüsse und Prozesse durch menschliche Handlungsmuster ausgelöst, wirken in vielfältiger Weise auf den Waldorganismus ein. Die Böden sind durch Schadstoffeinträge belastet, die Bäume sind erkrankt, die Vielfalt der Lebensmuster ist massiv bedroht. Die Holzbringung mit Harvestern und Forwardern stellt einen weiteren Faktor der Belastung dar und führt zu Bodenschäden im Schönbuch in geschätzter Größenordnung von 3000-4000 ha(!), in Deutschland von 20.000-30.000 qkm(!).
Bitte sehen Sie dazu die angefügten Bilder.
Die Schäden an den Böden mit den Auswirkungen auf das Lebensgewebe des Waldes sind vielfältig. Sie werden soweit dies bisher überhaupt möglich ist in den Wissenschaften dokumentiert und dargestellt. Sie wirken umso bedrohlicher, als sie in Wechselwirkung mit weiteren Schadwirkungen eintreten. Die Tragweite dieser Entwicklung ist nicht abzusehen.
Wir sind in Sorge und gelangen zur Auffassung, dass eine Änderung im System zwingend notwendig geworden ist.
Deshalb schlagen wir einen interdisziplinären Waldentwicklungsprozess vor, in dem Entwicklung, Gestalt und Nutzung des Schönbuchs in ein neu zu begründendes Konzept übergeführt werden sollen. Vorsorgender Bodenschutz bei der Holzbringung wäre aus unserer Sicht ein selbstverständlicher Bestandteil dieses Prozesses.
Wir sind davon überzeugt, dass ein solcher Entwicklungsprozess, Kenntnisse, Auffassungen, Ideen und Denkstile zu integrieren vermag und so der Existenzsicherung von Natur, Lebensraum und Mensch im Mittleren Neckarraum dienen wird.
Das Waldgesetz Baden-Württembergs gibt dem Anliegen die notwendig rechtliche Grundlage.
Der Entwicklungsprozess träfe auf die Europäischen Schutzüberlegungen, in dem das Waldgebiet des Schönbuchs als NATURA 2000 Schutzgebiet ausgewiesen ist.
Mit einer Beteiligung der Bürger wird der Versuch gemacht, die Verantwortlichkeit des Einzelnen und der Gemeinschaft für die Gestaltung eines ökologisch intakten Lebensraumes neu zu verstehen und die Bereitschaft hierzu anzumahnen. Die Menschen haben durchaus ein Interesse an der Gestaltung ihres Lebensraumes.
Unsere Erfahrungen und unsere Kritik mit dem FSC-Überwachungsaudits sind als Schriftstück angefügt. Die Initiative wird in Kürze den Entwurf eines vorsorgenden Bodenschutzkonzepts für den Schönbuch vorstellen.
Mit freundlichen Grüßen
INITIATIVE WALDKRITIK
Richard Koch, Harald Kunz, Dr. Andreas Luther
Hallo, im Gemeindewald der Gemeinde Jestetten hat auch der Vollernter gewütet. An Stellen geschützter Pilzarten wurde der ganze Boden zerstört. Wie kann man diesen Wahnsinn stoppen, damit auch noch nachfolgende Generationen einen intakten Wald vorfinden. Mit freundlichen Grüssen Armin Abend.
Wie wäre es wenn die Gemeinde auf Pferde im wald setzen würde einen Pferde Rücker kann man glaube ich immer finden
Hallo Herr Abend,
der Gemeinderat kann die Zielvereinbarung der Forsteinrichtung mitbestimmen. Damit besteht die Möglichkeit eine Bodenschutz-vereinbarung einzuführen.
Mit freundlichen Grüßen, Harald Kunz